Spielen wir alle eine Rolle?

Kommt Dir das bekannt vor: Es gibt Tage, an denen Du um 18 Uhr noch ziemlich viel Energie hast und Dich auf eine Abendaktivität mit Freunden freust; und es gibt diese Tage, an denen Du Dir nach 2 Stunden Arbeit überlegst mit welchem Heißgetränk Du jetzt wieder so viel Energie tanken kannst, damit Du den restlichen Tag noch irgendwie überstehst?

Nun stellen wir uns natürlich die Frage, warum wir manchmal mehr Lebensenergie haben und hin und wieder aus dem letzten Loch pfeifen und keinen Schwung mehr haben. Es gibt viele Faktoren, die relevant sind für unser Energielevel. Viele Rahmenfaktoren wie Zeitmangel, Ernährung, Gesundheit, Lautstärke usw. beeinflussen, ob sich unsere alltäglichen Tätigkeiten als Energiefresser entlarven. Aber aus meiner Sicht gibt es einen Faktor, der entscheidend dazu beiträgt, dass wir Energie im Alltag verschwenden oder auch nicht: Und zwar Authentizität.

Authentizität im Joballtag

Wie jetzt? Wir sind doch alle immer so authentisch… jeden Tag… und vor allem in der neuen Arbeitswelt. Hierarchien verschwimmen in Organisationen, zum Chef sagt man jetzt „Du“ und alle erzählen im Kollegium wie es ihnen gerade geht. Leben wir in dieser neuen Arbeitskultur aber wirklich offen unsere echtes Ich? Geben wir zu, dass uns die neu eingeführte Software nach 3 Monaten immer noch überfordert? Erzählen wir der Kollegin, dass wir eigentlich lieber nach einem morgendlichen Streit mit dem pubertierenden Kind geheult hätten, statt zur Arbeit zu kommen? Oder bitten wir den Chef um ein Gespräch weil wir Angst vor der Präsentation nächste Woche haben? Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, aber jeder von uns hin und wieder eine bestimmte Rolle spielt und nicht nach außen spiegelt wie es uns wirklich gerade geht oder was unsere Meinung ist.

Faktor Unsicherheit

Je größer die Unsicherheit in einer Situation ist, desto eher wechseln wir in diesen Modus eine Rolle spielen zu wollen.

Fühlen wir uns wohl und ist alles wie immer, können wir sehr oft ganz authentisch sein. Sind die Umstände aber neu oder die Herausforderungen groß, spielen wir eine Rolle, die oft nicht ganz zu uns passt wie z.B. „perfekte:r Mitarbeiter:in“, „immer motiverte:r Chef:in“, „Mutter die immer alles im Griff hat“, „starker Vater“; „Mutmacher:in“, „Superperformer:in“ usw. Genau in diesen Momenten, in denen wir nicht authentisch sind und eine Rolle spielen, vergeuden wir wertvolle Lebensenergie, die wir für den Alltag bräuchten. Weil wir kompensieren, vorspielen und uns dabei sehr anstrengen müssen, weil das ja nicht echt ist, weil wir nur vorgeben alles hin zu bekommen und dabei super gelaunt sind, etc.. Wenn wir den ganzen Tag neue Personen kennen lernen, in Meetings präsent sind und herausfordernde Verhandlungen führen, kann es sein, dass wir am Ende des Tages überhaupt keinen Elan mehr haben. Wenn wir in all diesen Gegebenheiten verkrampft eine Rolle spielen wollen, kostet uns das sehr viel Energie. Bleiben wir Authentisch sind diese Kontexte für uns kaum Energiefresser. 

Nicht sympathisch!

Hattest Du schon mal mit Personen zu tun, die überfreundlich in einem Kundenservice einer Bank, Autohaus o.Ä. arbeiten? Ich kann das dann irgendwann nicht mehr hören diese „Ja Frau Anders…“, „auf jeden Fall Frau Anders…“, „können wir noch was für sie tun Frau Anders“. Ich finde das überhaupt nicht sympathisch, weil es nicht authentisch ist. Ich gehe nicht davon aus, dass diese Mitarbeiter:innen wenn Sie zu ihrem Partner nach Hause kommen immer noch mit einer säuselnden Stimme sagen „Ja klar doch, Liebling…“, „was kann ich noch für dich tun, Liebling“. Das bedeutet Sie spielen ganz klar von 9 bis 17 Uhr eine Rolle, sind sicher am Abend energielos und wirken dabei nicht einmal sympathisch, weil sie übertreiben. Was bringt es also eine Rolle zu spielen?

Lassen wir doch alle nach und nach die Rollen los, bleiben freundlich aber dennoch authentisch!

Dein Workblog

(Hier kannst Du ganz konkret an Dir arbeiten um mehr Energie im Alltag zu erhalten)

  • Schreib einen Tag lang auf auf eine Liste, in ein Notizbuch o.Ä. was Du alles gemacht hast (z.B. Kinder in den Kindergarten gebracht, E-Mails bearbeitet, Gespräch mit Kollegen, Meeting xy, Mittagessen,…)
  • Nun schreib hinter die Tätigkeit, wie stark Du Dich in der Authentizität dabei einschätzt, auf einer Skala von 1 bis 10 (von 1= sehr authentisch und echt bis 10= komplett eine Rolle gespielt; überhaupt nicht echt)
  • Nun kannst Du „ablesen“ in welchen Situationen Du am meisten Energie verbrauchst (Tätigkeiten mit hohen Zahlen) und daran arbeiten solltest, dort Schritt für Schritt authentischer zu agieren.
  • Tätigkeiten, die Du mit einer 1 oder 2 versehen hast, können evlt. für Dich auch Möglichkeiten sein um Kraft zu tanken und voller Elan wieder an die Arbeit zu gehen. Probier es aus, indem Du diese Aufgaben bzw. Kontexte in Deinem Alltag vermehrst!

Willst Du mehr darüber erfahren, unter welche Bedingungen wir dazu neigen eine Rolle spielen zu wollen und was man dagegen tun kann? Dann buche mich als Speakerin zu diesem Vortragsthema „Weniger Theater – mehr Energie im Alltag“



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